Unter Schmerzen lernen

Wir sind schon lange Verfechter von Kooperationen. Globalisierung mit all ihren Stärken und Schwächen zwingt fast dazu, in ihrer ganzen Unübersichtlichkeit Kooperationen einzugehen. Kurz gefasst kann dies in zwei Richtungen passieren. Entweder indem man sich in seinen Stärken ergänzt oder bewusst mit den Wettbewerbern kooperiert, um eine stärkere Position zu gewinnen. Gute Verbände können dies organisieren, die schlechten betreiben lediglich ein Infotainment.

Gerade jetzt gilt die alte Weisheit, Krise als Chance zu verstehen

Gerade in Krisenzeiten wie zurzeit, wo zumindest für Deutschland ein Ende noch nicht abzusehen ist, sind beide Vorgehensweisen klare Empfehlungen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass gerade die Branchen, die am meisten leiden, hier kreativ werden. Ein Beispiel: die gestern noch als Zalando-Jäger gepriesene Firma ABOUT YOU denkt über eine Kooperation ausgerechnet mit einer seiner stärksten Wettbewerberinnen nach, Zalando. Hintergrund: die Konsumschwäche macht den Einstieg von Wettbewerbern preiswerter, vor allem wenn sie subventioniert werden.

In einem nahezu 90 Minuten langen Podcast mit OMR hat Tarek Müller, Chef der börsennotierten Modeplattform ABOUT YOU aus dem Otto-Universum, eine Wettbewerbsverzerrung durch die chinesischen E-Commerce-Plattformen Shein und Temu kritisiert. Beide Unternehmen geben laut seiner Einschätzung dieses Jahr jeweils mehr als eine Milliarde Euro für Marketing allein in Europa aus und gewinnen dadurch wahnsinnig schnell an Bekanntheit. So wurde Temu (gehört zum in den USA börsennotierten, aber eigentlich chinesischen E-Commerce-Riesen Pinduoduo) überhaupt erst im November 2022 in den USA gestartet, kam im April 2023 nach Deutschland und dominiert seitdem auch hierzulande die Download-Rankings im App Store und Play Store.

Das Problem jedoch: Aus Tarek Müllers Sicht ist der rasante Aufstieg beider Plattformen in Europa nur möglich, weil deren Geschäft von der chinesischen Post subventioniert werde. Man könne von China aus so billig nach Europa versenden, dass er sich selbst schon gefragt habe, ob ABOUT YOU aus Kostengründen nicht auch aus China versenden müsse statt aus Deutschland. Dies sei allerdings natürlich überhaupt nicht nachhaltig und komme für ihn nicht in Frage. Stattdessen fordert er eine Lobby im politischen Berlin für den deutschen E-Commerce und sucht dazu offenbar nun den Schulterschluss mit dem Rivalen Zalando. „Der E-Commerce hat jahrelang versäumt, eine entsprechende Lobby aufzubauen“, räumt Müller in dem Podcast ein.

Hier die Quelle des Fundstücks:

ABOUT-YOU-CHEF TAREK MÜLLER TEILT GEGEN SHEIN UND TEMU AUS

Es ehrt Herrn Tarek Müller, wenn er hier offen über ein Versäumnis der fehlenden Kooperation nachdenkt.

Kooperieren statt Scheitern

Etwas leichter ist es natürlich, über ergänzende Stärken nachzudenken, noch besser sie umzusetzen. Ein Klassiker ist mittlerweile, wenn tradierte Unternehmen mit jungen Unternehmen/Startups kooperieren.

10 Beispiele für Kooperationen zwischen Startups und etablierten Firmen

Nun wird immer mehr gelernt, dass Kooperationen eine sehr sinnvolle Alternative zu Übernahmen sind. Insbesondere die kulturellen Unterschiede zwischen einem jungen Unternehmen mit flachen Hierarchien und einem hoch arbeitsteiligen gewachsenen Unternehmen sind fast zwangsläufig zum Scheitern verurteilt. Hier ein relativ aktueller Artikel, obwohl das Thema schon sehr lange bekannt ist.

Warum Übernahmen häufig schief gehen

Natürlich gibt es auch Optimisten, die denken „es wird schon gut gehen“, obwohl sie die Fakten klar benennen

Studie: Zwei Drittel aller M&A-Aktivitäten scheitern

Die Kundenservicebranche scheint noch lange nicht genug zu leiden

Ja, und dann gibt es noch Branchen, die da noch weit zurückliegen, die Kundenservice-Branche kauft zum Beispiel immer lieber dazu, als zu kooperieren. Schade drum, denn die Misserfolgsquote macht auch hier nicht halt. Liegt es an der unterentwickelten Verbandsarbeit, an den Egoismen der Beteiligten, am immer noch fehlenden Leidensruck, oder, oder, oder. Was aber Fakt ist, eine Kooperation richtig gemanagt kann sich auch hier lohnen. Spätestens wenn aus Phantomschmerzen richtige Schmerzen werden.

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