Während die Narren und Jecken sich auf den Höhepunkt der fünften Jahreszeit vorbereiten und wir hier im „spaßbefreiten“ Hamburg einen drögen Wahlkampf erleben, wollen wir den Blick schon einmal auf Aschermittwoch lenken. Die Regionen sind dann wieder zur Fastenzeit vereint. Die Zeit, in der sich viele vornehmen, bewusst auf etwas zu verzichten. Nun wird ja Verzicht zurzeit an allen Ecken propagiert und das ganzjährig.
Weniger Fleisch, weniger Alkohol, weniger Autofahrten, weniger Konsum, weniger Flugreisen, weniger, weniger, weniger. Immer häufiger kann man Abwehrreaktionen zu den „Schlechten-Gewissen-Predigern“ hören und lesen. Jetzt auch noch die Fastenzeit, die einen draufsetzt.
Wie wäre es mal mit einer Alternative: Völlerei mit Dingen, die man sich vielleicht schon lange nicht mehr gegönnt hat. Wenn wir mit Kunden und Kollegen sprechen, scheint es immer seltener, dass man ein richtig dickes Buch von vorne bis hinten liest. Nichts Fachliches, einfach ein Buch. Kein „get abstract“, kein „blinkist“ oder ähnliches. Dazu muss man zweifelsohne seinen Zeithaushalt umkrempeln und auf etwas verzichten (ist ja Fastenzeit), aber dafür belohnt man sich direkt mit einem Buch.
Als ich darüber vor kurzem mit einem Kunden sprach sagte er, er würde gerne mal wieder einen Storch klappern hören – so wie früher zu Hause. Statt einem durchgeplanten Sonntag mal einen „sinnbefreiten“ Ausflug zu einem Storchennest. Als wir dieses Thema dann vertieft haben, sprudelten dann nur so die Ideen oder sollte es besser heißen, die ewig nach hinten gestellten Wünsche, weil fast alle diese Gedanken in der Schublade ineffiziente Zeitfresser gelandet sind.
Klar, man müsste für jede dieser Aktionen auf etwas verzichten, denn die Zeit wird ja für etwas anderes bereits genutzt, aber nicht um des Verzichts willen, sondern um sich sofort zu belohnen. Wer weiß was dabei rauskommt. Nicht jeder ist ein Newton und entdeckt die Schwerkraft, wenn er unter einem Apfelbaum liegt. Die Chance etwas anders zu sehen und damit um eine Erfahrung reicher zu sein ist hoch.
Die Fastenzeit dauert 40 Tage, Zeit genug eine solche Aktion anzugehen. Fastenzeit also mal zur Zeitverschwendung nutzen, vielleicht einen Versuch wert.
Autor: Thomas Hohlfeld