Verstehst Du mich noch?

Der Customer Service richtig und gendergerecht übersetzt; die Kund:innen-Servicebranche lebt von der Sprache, dem geschriebenen Wort in Mails und Chats und natürlich auch dem gesprochenen Wort. Unsere Branche ist geradezu darauf angewiesen, dass wir verstanden werden. Die Kundschaft, die Nutzer:innen haben täglich Millionen von Anfragen und wir antworten. Wir tun dies mit allen Regeln der Kunst. Mit Hilfe von Technik (Chatbots, Makros und Co). Wir messen was das Zeug hält. Gesprächs-, Warte-, Bearbeitungszeiten – wir messen alles was nicht bei 3 auf dem Baum ist. Dort messen wir dann noch Höhe und Weite. Wo es aber plötzlich ganz dünn wird, ist bei der Verständlichkeit. Da wird sich viel weniger Mühe gegeben, oft fahrlässig geschludert oder sogar gerne mal mit Worten angegeben und ausgegrenzt.

Besserwisserei geht (oft) vor Verständlichkeit

Wir schmeißen mit Anglizismen um uns wie sonst nur die Narren und Närrinnen auf ihren entsprechenden Umzügen zur Karnevalszeit. Wir lieben Denglisch und wir freuen uns wie die kleinen König:innen, wenn wir dieses Wissen möglichst unverständlich zu Markte tragen können.

Okay, das war jetzt frech, aber nicht völlig aus der Luft gegriffen.

Beispielhaft ein Internetauftritt der Branche:

Statt sich zu fragen, für wen diese gemacht werden, also die Kundschaft, protzt man lieber mit seinem Wissen. Da erscheinen auf der Startseite schon mal Sätze wie

Qualifizierter Support im
2nd-Level.
Ihre Technik-Profis im outgesourcten Helpdesk.

Für Verständlichkeit, statt gegen irgendwas ist das Motto

Klar über die Rechtschreibung kann man streiten und wir Ribbons, Weltmeister:innen der Tippfehler, werden da sehr vorsichtig sein. Aber es gibt beliebig viele Beispiele, in denen man klar erkennt, dass man Kund:innenservice verkaufen möchte, indem man am besten möglichst kund:innenfern formuliert. Da ist es ja nur folgerichtig, dass im deutschsprachigen (Achtung) Flyer der Leitmesse CCW 2022 Folgendes angekündigt wird: „Live in Berlin-Digital worldwide“. Kann man so machen, muss man aber nicht.

Es geht hier auch nicht um den Kampf gegen Anglizismen, die Schlacht würden wir als verloren ansehen wollen, sondern um den Kampf für Verständlichkeit.

Es ist ein Plädoyer für eine Sprache, die man verstehen kann. Als Fachfremde:r, als jemand, der Deutsch als Zweitsprache spricht oder auch einfach als Mensch ohne Germanistik-Studium. Sprache einfach gemacht, ist daher das Gebot der Stunde und wenn nicht wir als selbsternannte Kund:innen-Versteher:innen, wer dann? Oder wie es der Management Circle ausdrückt „Redesign Customer Focus“.

Alles bekannt nur nicht angewandt

Die Regeln für einfache Sprache sind hinlänglich bekannt, erprobt und erforscht. Es ist nachgewiesen; sie schmälern nicht das Image oder die Aussage und schon gar nicht den Verkaufserfolg.  Die Regeln haben allerdings einen unschlagbaren Vorteil:

Sie werden einfach nur verstanden.

Dieser Art von Sprache hängt leider ein wenig der Geburtsfehler an, dass sie ursprünglich für Menschen mit Handicap oder Lernschwächen entwickelt wurde. Mittlerweile wird sie aber im Zusammenhang mit Bürger:innenbeteiligung, verständlicher Amtssprache oder auch für Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, genannt und verwendet. Wir sprechen über viele Millionen von Menschen, also auch unsere Kund:innen, Interessent:innen, Mitarbeiter:innen. Es gibt eine Menge Veröffentlichungen dazu, wir haben nur den Wikipedia Eintrag hier angefügt, weil dort gute, vertiefende Quellen genannt sind.

Unsere Branche könnte hier ohne großen Aufwand mit gutem Beispiel vorangehen. Sie müsste es nur wollen.

Leichte Sprache

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