Wir haben uns an ein durchformatiertes Leben gewöhnt. Die Wirtschaft lebt von der Planbarkeit der Menschen. Die Werbepreise steigen zur Prime Time, weil so viele das Gleiche tun. Die Läden wissen, wann Rush Hour ist und stellen sich drauf ein, der ÖPNV weiß, wann alle unterwegs sind und reagiert mit seinem Angebot. Dies wird von Faktoren wie Wochentagen, Schulzeiten, Uhrzeiten und Ritualen geprägt. Sie sind das Korsett unseres Alltags und wir lieben diese Planbarkeit.  
 
Mit diesem kleinen Virus, mit der großen Krisenkraft wird alles anders. Montag nach dem Job ins Fitnessstudio: vorbei. Mittwochs Sprachkurs: hat sich erledigt, Donnerstag Afterwork-Party: geschlossen, Samstags-Shopping: ist nicht.  

Der Rahmen, den wir unserem Leben gegeben haben, ist mal zumindest außer Kraft gesetzt. Für viele ein völlig neues Gefühl. Je länger dieser Zustand dauert, desto mehr werden neue Rituale geschaffen, denn Menschen mögen – manche Psychologen sagen sogar brauchen – diese Rituale. Wenn die Krise dann mal vorbei ist, haben wir plötzlich eine Wahl, nehmen wir die alten Rituale wieder auf oder behalten wir die neu gewachsenen. Eine Frage, die das Verbraucherverhalten in den nächsten Monaten und Jahren kennzeichnen wird.  

Wir wagen mal eine Prognose: Diese Krise wird im Rückblick auch positive Geschichten für jeden einzelnen Menschen parat haben. Weil Krisen immer Klarheit schaffen, was wichtig ist und was wegkann. Klingt vielleicht esoterisch, ist es aber nicht. Wenn die Lufthansa zum Beispiel sagt, sie kommt kleiner aus der Krise, dann ist das ein erstes Indiz, dass  die Verantwortlichen anfangen, sich mit den fundamentalen Auswirkungen der Krise zu beschäftigen.  

VIRUS/Spohr: Lufthansa wird nach der Krise kleiner sein als vorher 

Es ist die Aufgabe der Verantwortlichen sich jetzt die Fragen für die Zeit nach der Krise zu stellen, die Antworten braucht man hoffentlich schon sehr bald.