Es gibt gelernte Regeln, die man in Deutschland gar nicht mehr hinterfragt, sie sind einfach da. Oft gibt es die nebenbei nur in Deutschland. Eine dieser Regeln sagt, Unternehmen sind politikfreie Zonen. Während es in den USA selbstverständlich ist, zu zeigen, dass man registrierter Wähler ist und man natürlich auch antwortet, wen man gewählt hat, ist es in Deutschland leichter, über seine letzte Darmoperation zu sprechen (was in den USA nun gar nicht geht).
Die Jugend räumt mit alten Regeln und Vorurteilen nun im Galopp auf. Unpolitische Jugend war gestern, materielle Anreize genügen, war vorgestern. Die neue Shell-Studie zeigt es deutlich, die Jugend hat klare Vorstellungen und Werte. Wenn diese verletzt oder ignoriert werden, dann melden sich die Jugendlichen auch.
Die Werte sind in der Mehrheit Europafreundlichkeit, Nachhaltigkeit und Optimismus. Die Autoren dieser hoch angesehenen Studie fassen dies wie folgt zusammen:
Die Botschaft der Jugend an ältere Generationen ist: „Wir bleiben zuversichtlich, aber hört auf uns, und achtet jetzt auf unsere Zukunft!“
Diese Botschaften werden aber nicht mehr wie früher an den Eingangstüren der Unternehmen abgegeben. Die Jugendlichen melden sich zu Wort, die Generation Z, die jetzt von den Unternehmen umgarnt wird, sind nur die Vorboten.
Personalabteilungen und andere, die gerne das Fähnchen Unternehmenskultur hissen, sind gefordert:
Nachhaltigkeit im Unternehmen ist mindestens genauso wichtig wie der Führungsstil. Eine offene und pluralistische Belegschaft ist mindestens so attraktiv wie kostenloser Kaffee. Wer auf Nachwuchs in seinem Unternehmen angewiesen ist, muss auch alte Traditionen hinterfragen, dazu gehört auch, Unternehmen sind keine politikfreien Räume. Politik ist für die Jugend immer mehr etwas Themenbezogenes und immer seltener Parteipolitisches. Denn natürlich gilt das gute Prinzip der Parteienneutralität im Unternehmen. Aber die Themen, die vor den Werkshallen und Büros die Gesellschaft bewegen, machen immer weniger Halt am Arbeitsplatz. Viele Unternehmen – vor allem der Mittelstand und Eigentümer-geführte Unternehmen –, tun sehr viel für ihre Region. Wuchern Sie mit diesen Stärken, es macht nicht nur das Recruitment leichter und bindet Mitarbeiter, es stärkt auch die Position, wenn mal etwas gebraucht wird.
Autor: Thomas Hohlfeld