Sind Sie Xing Mitglied? Na, dann sind wir jetzt per Du, ich heiße Thomas. Das möchtest Du selber entscheiden als erwachsener Mensch? Vergessen Sie es! Xing hat Ihnen mitgeteilt, dass die selbsternannte „New Work Company“ aus Hamburg weiß, was richtig ist. Und „Sie“ war gestern.
So etwas nennt sich wohl Bevormundung gegen Bezahlung.
Beziehungen entwickeln sich nicht auf Anweisung
Auch wir duzen manche unserer Kunden, fast alle Netzwerkpartner und wie selbstverständlich uns im Büro. Aber meistens ist eine Entwicklung dahinter, oft eine sehr angenehme. Im Vorstellungsgespräch fangen wir immer beim „Sie“ an und es ist ein deutliches Zeichen, wenn wir im Laufe des Gesprächs dann das Du anbieten und damit auch sagen, wir können uns eine Zusammenarbeit vorstellen.
Bei Kunden dauert es oft lange, manchmal nie und hat viel mit den Projekten und der Art der Arbeit zu tun. Aber auch hier wächst immer etwas, meist Vertrauen und auch gemeinsame Erfolge. Da ist das „Du“ auch ein Zeichen und oft auch zu einem besonderen Anlass, einem Meilenstein-Meeting, ein Essen, eine besonders intensive Zusammenarbeit.
Vorstandbeschluss versus Vertrauen in den Kunden
Xing hat wohl deshalb auch geschrieben, im Business Kontext läuft es anders. Das ist dann schon fast Stand-Up-Comedy, denn genau diese Grenze verschwimmt ja immer mehr. Man tauscht sich in seiner Freizeit beruflich aus, man vernetzt sich mit Fachleuten, um privat zu lernen (Hey, Du) oder beruflich, um eine Information zu bekommen oder zu validieren (bitte die „Sie-Form“ nutzen).
Das einzige was Xing nicht weiß, ist, ob die KundenberaterInnen zu privaten oder beruflichen Zwecken angesprochen werden, denn da darf man wählen.
Man kann sich nur immer wieder wundern, wie so persönliche Themen, die in der Interaktion von erwachsenen Menschen wie selbstverständlich geklärt werden, von deutschen Unternehmen top down (vermutlich als Vorstandsbeschluss) entschieden und reguliert werden.
Man würde Xing gerade in diesem besonderen ersten Halbjahr 2020, wo wir alle Verantwortung füreinander übernehmen, wünschen, dass auch diese Firma ihren Kunden genug Vertrauen entgegenbringt, selber zu entscheiden.