Es gehört zu den Privilegien von unserem Geschäft, dass auch wir regelmäßig von unseren Kunden lernen dürfen oder uns (fast) unfreiwillig Dinge bestätigt werden, die man kaum auszusprechen wagt.
In einem Projekt mit einer altehrwürdigen Institution, hatten wir die Möglichkeit, in einem digitalen Soundingboard, Menschen zusammenzubringen, die sich sonst nicht getroffen hätten. Einer der Gäste war ein junger Mann, Student, der von Anfang an bei Fridays for Future engagiert ist und heute zum Sprecherteam der Organisation gehört. In einer Kleingruppenarbeit wurde er gefragt, was die größte Stärke der Bewegung ist bzw. war. Ohne zu zögern sagte er fast wörtlich: „Naivität, wir haben einfach angefangen und gemacht. Wir waren Follower von Greta (Thunberg) und haben losgelegt. Keine Juristen, keine Fragen, was kann im schlimmsten Fall passieren, keine Risikoabwägung, einfach mal gemacht.“
Für die altehrwürdige Institution waren diese Worte wie „linker Haken, rechter Haken“. Denn über die Zeit gibt es nichts mehr, was dort nicht diskutiert, abgewogen und in Konsens gegossen wird. Am Ende sind die Entscheidungen alles andere als naiv dort, eher komplett durchleuchtet und exakt austariert.
Nun ist Naivität ad hoc kein positiv belegter Begriff, aber es wird Zeit eine Lanze dafür zu brechen. Denn gesunde Naivität ist am Ende die Quelle aus dem Handeln, unternehmerischer Mut und Kreativität entsteht oder eine internationale Bewegung, die viel Beachtung gewinnt. Vielleicht ist dies eine Vorrecht für die jüngere Generation, es kann aber auch ein Geheimtipp für Gewinner sein.