Wir haben in unseren Blogs das uralte Sprichwort vom „König Kunde“ schon öfters verwendet, auch immer wieder mit einem kritischen Blick auf die Könige. Nun tut sich aber was an dieser Rollenverteilung. Denn der Kunde mutiert immer öfters zum Chef. Und das meinen wir nicht im übertragenen Sinne, sondern im ganz operativen. Produktauswahl, Preisgestaltung, Lieferanten, alles wird vom Kunden festgelegt.
Wieder so eine Idee aus der Wollsocken Fraktion?
Du bist hier der Chef, der Name ist Programm.
Nun, die ersten 400 Filialen von REWE in Deutschland sehen das anders. Und es wird auch kein Hehl daraus gemacht. Die Marke, über die wir hier sprechen, heißt „Du bist hier der Chef“. Und wenn man sich diese Homepage einen Moment anschaut, erkennt man, wie stark dieses Konzept gelebt wird. Welche Produkte als nächstes auf den Markt kommen sollen, einfach abstimmen, Preis mitgestalten, alles möglich. Keine Vorgaben. Ob Haferdrink oder Bratwürste. Sie entscheiden mit.
Modewelle, die bald wieder weg ist? Bereits 2016 in Frankreich gestartet und jetzt im internationalen Rollout, das spricht dagegen.
Genossenschaften, ein Modell der Zukunft
Es ist auch nur eine von vielen gut gemachten Initiativen, überall in der Republik werden Genossenschaften gegründet. Kaum ein Bereich, in dem dies nicht ausprobiert wird. Der Gasthof auf dem Lande, der in Eigenregie übernommen wird, die Eigentumswohnungen, die eine selbst organisierte Genossenschaft baut. Das Car-Sharing-Modell, das regional aufgebaut wird. Über 7500 Genossenschaften in Deutschland arbeiten in den verschiedensten Bereichen. Keiner weiß genau wieviel Umsatz tradierte Unternehmen an Genossenschaften schon abgegeben haben, eins ist allerdings sicher, es wird eher mehr als weniger. Einen kleinen Einblick gibt dieser Vertiefungslink
Wir sind „Ein Gewinn für Deutschland“,
wie leider bei vielen Verbänden ist der Inhalt besser als die Optik.
Neue Ideen, statt mehr vom Selben.
Ein Teil der Lösung für den Wandel im Handel?
Der stationäre Handel steht vor einem gigantischen Wandel, viele Unternehmen ziehen sich immer mehr aus der Fläche und selbst den Stadtteilen der Metropolen zurück. Es ist keine sehr gewagte Prognose, dass Genossenschaften ein Modell sind, diese Lücken mit neuen Ideen zu füllen.
Dies bedeutet für viele Produkthersteller, Warenanbieter, Einkäufer eine Menge Arbeit. Es wird dann (wieder) lokaler gedacht, mit hohen Ansprüchen. Die Beziehungsarbeit ist dabei sicherlich ein wichtiger, aber nicht der einzige Punkt. Auf der anderen Seite steht die Preisgestaltung. Wenn höherer Aufwand und Qualität nachweisbar und transparent dargestellt werden, dann kann man auch über auskömmliche Preise mit den Genossen sprechen. Natürlich ist ein Liter Milch für 1,50 Euro weit von dem weg, was heute beim Discounter für die Eigenmarke bezahlt wird und nicht jeder wird sich das leisten können, aber auf allen Ebenen wächst das Bewusstsein für Preis und Leistung. Auch hier wirkt die Pandemie wie ein Beschleuniger, die Verbraucher mussten sich monatelang mehr als gewohnt selbst versorgen, das prägt. Allein weit über 10.000.000 Mahlzeiten, die sonst in Kantinen und Mensen täglich zubereitet wurden, sind weggefallen
Deutschland, wie es isst – der BMEL-Ernährungsreport 2020
Die Lebensmittelindustrie ist sicherlich ein herausragendes Beispiel. Es werden weitere folgen.