Vor ein paar Tagen hatte ich die Freude eine Flasche zu öffnen, die mich schon seit langer Zeit wegen Ihres wundervollen Looks anlacht: Citadelle Old Tom Gin.
Was ist Old Tom Gin?
Old Tom Gin, ist erst einmal ein Gin, der aber einen höheren Süße/Zuckeranteil hat. Wir hatten hier schon in der Vergangenheit das Thema London (Dry) Gin. Das Trockene war ab einem gewissen Zeitpunkt ein Zeichen von Qualität, wurde doch in den grauen Gin-Urzeiten, als man so ziemlich alles destillierte bis hin zu giftigen und tödlichen Substanzen, Zucker verwendet, um den mitunter wohl grausligen Geschmack zu maskieren. So ist der Old Tom Gin schon älter. Auftauchen tut der Name auch in einer Illustration von George Cruikshank „The Gin shop“ (1829).
Woher kommt der Name Old Tom Gin?
Wenn man so herumstöbert im Gin Regal und in vielen Büchern, so kommt man schnell an den Punkt, an dem man merkt, dass eine Katze sehr oft im Zusammenhang mit dieser Gin Art verwendet wird. Manche sagen es käme der Legende nach daher, dass in der Zeit des Ginverbots in London an vielen Türen und Fensterrahmen eine Katze („tom cat“) angemalt gewesen wäre. Daneben ein Schlitz, in den man eine Münze warf und schon kam im Anschluß an Schuss Gin aus einer Bleileitung, den man direkt konsumieren konnte. So sehr diese Geschichte wohl auch spannend und verschwörerisch klingt ist eine andere Erklärung wohl viel wahrscheinlicher.
Ein Destillateur namens Thomas Chamberlain (Old Tom) und sein Auszubildender Thomas Norris (Young Tom) bei der Hodge’s distillery produzierten Gin. Nach seiner Ausbildung eröffnete der junge Tom in der Great Russell Street in Covent Garden einen Gin Palace, in dem er Gin nach Machart des alten Tom verkaufte. Angeblich waren zu der Zeit die Fässer mit dem Gin auch mit dem Label Old Tom versehen. Ein Zeichen für zu der Zeit angesehene und ordentlich gemachte Spirituosen.
Fasslagerung und Süße
Mit der damals üblichen Lagerung und dem Transport in Fässern, was man heute noch in Gins wie dem Hayman’s Gently Rested Gin als Hommage findet, wurde natürlich der Fasscharakter auch an die Spirituose weitergegeben. Auf die Süße ging ich oben schon ein, sie spielte in der Genießbarkeit natürlich auch bei besserer Qualität eine Rolle. Und auch heute werden natürlich von der Masse eher süßere Spirituosen als die knochentrockenen Sachen gekauft.
Citadelle Réserve und Demerara Zucker
Der Citadelle Gin ist ein französischer Gin, der in der Zeit gebrannt wird, in der der Cognac nicht gebrannt werden darf laut Gesetz, was immerhin 7 Monate im Jahr sind. In dieser Zeit entstand also das Zeitfenster für den Citadelle Gin, der nun im traditionsreichen Maison Ferrand, von Alexandre Gabriel hergestellt werden konnte.
Der Old Tom Gin wird nun allerdings nicht auf der Basis des klassischen Citadelle Gin produziert, sondern man geht anders vor. Zunächst werden Demerara-Zucker in Kupferkesseln karamellisiert und altern/fermentieren nach leichter alkoholischer Verdünnung für ein paar Monate. Dann werden diese mit dem Citadelle Réserve Gin versetzt und lagern / altern weiter in Fässern für einige weitere Monate.
Das Ergebnis ist ein goldfarbener Gin mit einer hohen Aromadichte und einer wunderbar vielschichtigen Süße. Ein Gin, der auch pur ein Genuss ist und sich hervorragend für klassische Cocktails eignet.
No Mistake Old Tom Gin
Bei Old Tom im Namen sollte es nicht bleiben bei diesem Gin. Charles Dickens schrieb 1836 die diversen Spitznamen für Gin in seinen Barbesuchen auf und einer davon war „No mistake“. In der Tat passend, denn mit diesem Gin macht man meiner Meinung nach keinen Fehler.
So ist neben dem dicht gepackten, süßen, aber auch teils kräuterigen und fast schon Sommerwiesenartigen Noten, bei einem sehr milden Geschmack, auch das Design ein wirklicher Spaß. Klassisch, klar auch mit Katze, auch wenn wir nun wissen wie es darum bestellt ist/war, mit vielen reizenden Details. Ein Geschenk? Auf jeden Fall geeignet.
Ein kleiner Geschichtsausflug und ein toller Gin. Was will man mehr an einem Casual Friday?
Cheers und Ginsalabim,
Jan von GinGinGin.de