Ein bisschen selber schuld

Es klingt wie das berühmte „Pfeifen im Walde“, die Einzelhandelsumsätze steigen wieder. Von niedrigem Niveau kommend, reicht es wieder für erste Erfolgsmeldungen. Link Statistisches Bundesamt

Zeit für einen kleinen Selbstversuch

Hamburg am letzten Samstag im Juli: das Wetter so lala, in allen Bundesländern Ferien, die Nord- und Ostseeregionen sind voll. Die Hamburger:innen kommen zurück aus den Ferien, die Schule geht in ein paar Tagen wieder los. Es ist Sommerschlussverkauf. Eigentlich die Zeit, zu der der Handel sich mit viel Energie zurückmelden könnte. Zeit, die Innenstadt wieder zu entdecken. Das Programm: In der Stadt frühstücken –natürlich voll geimpft – und vielleicht spontan etwas einkaufen. 

Die Realität

Das lange geschätzte Frühstücksrestaurant nahe der Haupteinkaufsstraße kontrolliert vorbildlich den Impfstatus. Nach erfolgter Kontrolle dann die Information, Frühstück bieten wir nicht mehr an, nur noch Falafel ab 11 Uhr.

Okay, weiter geht’s. Etwas ratlos in eine Kaffeehauskette, die gerade kurz nach 10 Uhr aufschließt. Eine lustlose Angestellte versucht sich in dem Kunststück zu chatten und gleichzeitig die Türen aufzuschließen. Die Kundschaft (es nieselt mittlerweile) wartet geduldig und lästert ein wenig, wie schwierig es sich gestaltet beides gleichzeitig zu bewältigen. Wir geben dann nach ein paar Minuten auf, und schauen, ob wir im Kaufhausrestaurant wenigstens einen Kaffee bekommen. 

Die Hälfte der Türen des selbsternannten Weltstadtkaufhauses sind wegen Corona verschlossen. Im Erdgeschoss hängen Plakate für ein Frühstücksspecial. Leider hat die Leitung des Kaufhauses vergessen, dass ihr Restaurant wegen Umbau geschlossen ist, dies merkt die Kundschaft dann schon selbst, wenn sie im fünften Stock angekommen ist. 

Die erste Stunde unseres Selbstversuchs haben wir vergeblich damit verbracht, an einem Samstagmorgen in der Millionenstadt einen Kaffee und ein Croissant zu bekommen. Die Stimmung – und damit auch die Kauflaune – haben bereits einen Dämpfer erhalten. Wir gehen in die nächstgelegene Bäckerei einer großen Kette, die zwar, bei mittlerweile regnerischem Wetter, keine Innenbestuhlung anbietet, aber uns ausgesprochen freundlich bedient. Wie sich herausstellt, ist es eine Franchisenehmerin, die für ihren eigenen Umsatz verantwortlich ist. 

Wir nehmen uns anschließend vor, uns nur noch auf sicheren Pfaden den Rest des Vormittags zu bewegen. Für Kenner:innen der Stadt, vom Rathausmarkt über den Jungfernstieg bis zum Gänsemarkt. Eine bekannte italienische Schuhmarke hat ihre Filiale am Jungfernstieg aufgegeben, informiert ihre Kundschaft mit einem Plakat, dass man gerne ihre nächstgelegene Filiale in Berlin besuchen kann. Alle Häuser haben sich möglichst grimmig schauende Sicherheitskräfte vor die Tür gestellt, die den Einlass kontrollieren (bis auf den Apple Store der nicht nur sehr freundlich, sondern auch sehr durchorganisiert die zahlreichen Besucher: innen begrüßt und lotst). Kein einziges Geschäft hat einfach die Türen offen oder begrüßt im Eingangsbereich. Nicht einmal für Wetterschutz ist bei limitierter Besucher:innenzahl irgendwo gesorgt.

Es wäre ein Samstag gewesen, an dem der Handel hätte zeigen können, warum es wichtig ist, dass er erhalten bleibt. Gezeigt hat er, wie man es nicht macht. Oder wie es ein kaufwilliger Tourist gesagt hat: „Lass uns zu Starbucks gehen, da bestellen wir es online, dann müssen wir es auch nicht nach Hause tragen.“ 

Fazit: Der Vorteil des Handels liegt in Service, Freundlichkeit und dem gewissen Extra und nicht in „Größer, Lauter, Hipper“. Es gibt sie immer noch diese Läden, immer weniger in den Zentren, aber es ist die Chance für die Stadtteile. Nebenbei, da ist das Frühstück oft auch besser. 

Ehrlich lieber Handel, liebes City Marketing, liebe Innenstadt. 
Selber schuld. 

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