Krisenzeiten sind auch immer Veränderungszeiten in Eigentumsverhältnissen. Die wahren Gründe, also die wahren Motivationen sind mannigfaltig. Das Geschäftsmodell war schon länger brüchig und damit krisenanfällig, Generationswechsel und Nachfolgefragen spielen schon aufgrund des demographischen Wandels eine große Rolle und der Stress, den Unternehmen ausgesetzt sind durch die Dauerkrisen ist enorm. In unserer Branche gibt es neben den o.g. Gründen, noch den hier schon oft erwähnten Fachkräftemangel und der deutliche Anstieg des Mindestlohnes, auch noch Sonderfaktoren.
Auf der anderen Seite sind die Zeiten (immer noch) gut, Geld ist genug im Markt und die Zinsen werden zwar wohl steigen, aber die Inflation vermutlich schneller, da sind Sachwerte oft eine gute Empfehlung.
Die Kauf- und Fusionswelle rollt oder besser rumpelt. Denn viele Käufe scheitern oder um es etwas milder auszudrücken, erreichen nicht die erhofften Ziele. Dies liegt weniger an den BWL-Kenntnissen aller Beteiligten oder den sachlichen Zielen als an den soziologischen Kenntnissen. Dies spricht sich immer mehr rum, leider am langsamsten in Westeuropa.
Wir sprechen berufsbedingt öfters mit Inhaber:innen (in der Regel immer noch Männern), die wie in einem Rausch über die Excel-Tabellen sausen und fantastische Synergien errechnen. Mit weichen Argumenten, wie Unternehmenskultur und anderem Gedöns braucht man da gar nicht zu kommen, obwohl dieses Risiko gar nicht hoch genug einzuschätzen ist.
Risiken und Konfliktpotenziale beim Zusammenschluss
Was wirklich verblüfft ist, dass diese immer mehr zum Standardwissen gehörenden Fakten sich in Westeuropa so viel schwächer berücksichtigt werden als in anderen Teilen der Welt. Was aber schon fast grob fahrlässig ist, dass selbst wenn man schlechte Erfahrungen gemacht hat, weitermacht. Die Lernkurve ist im Vergleich sehr flach.
Quelle: Business Insider, Hay Group
Woran es liegt, dass es in Westeuropa so viel schlechter läuft als in anderen Teilen der Welt wird in diesem längeren Fachbeitrag nicht geklärt. Zwei Indizien würden wir aber gerne mit einbringen. Keine andere Region ist so stark vom Mittelstand und von Eigentümer geführten Strukturen geprägt wie Westeuropa.
Der Mittelstand ist naturgemäß unter Druck und zum Wachstum in globalen Märkten gezwungen. In unserer Branche zum Beispiel, wenn man auch Service für globale Marken organisieren will. Anorganisches Wachstum ist dabei natürlich immer eine naheliegende Option. Die Empfehlung dabei ist (neben aus Fehlern lernen) vor allem schauen ob die erwünschten Partner auch zusammenpassen. Beratungshäuser haben bereits Produkte dafür entworfen, die man unter dem Begriff ESG anbietet.
ESG Due Diligence: Dann ist sie sinnvoll
Die in diesem Artikel enthaltene Warnung ist allerdings auch richtig, nichts übertreiben, das kann teuer werden. Aber hinschauen was passt, pragmatisch und ehrlich ist wichtig. Eigentlich Dinge die man dem Mittelstand zutrauen sollte.